Projekt des Monats Mai 2025

Fruchtsaft mit gesundheitsförderndem Potenzial: Forschungsteam untersucht Wirksamkeit von entzündungshemmenden Saftinhaltsstoffen

Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 28 Litern im Jahr 2023 ist Deutschland Weltmeister im Genuss von Fruchtsäften und -nektaren. Aus guten Gründen: Sie liefern wertvolle Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe und bieten eine natürliche Alternative zu Softdrinks. Welches gesundheitsfördernde Potential in Fruchtsaftextrakten steckt, wird aktuell im Rahmen eines vom FEI koordinierten Projekts der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) umfassend geprüft: Ziel ist es, entzündungshemmende Effekte bestimmter Fruchtsaftpflanzenextrakte zu identifizieren und ihre Wirksamkeit im Rahmen einer Humanstudie zu belegen. Gemeinsam arbeiten daran Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität (RPTU) Kaiserslautern-Landau sowie der Technischen Universität Braunschweig.

Der Forschungsbedarf ist hoch, denn chronische Entzündungen beeinträchtigen die Lebensqualität von Betroffenen in Teilen schwer. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes Typ 2, gastrointestinale und neurodegenerative Erkrankungen sowie überschießende Immunreaktionen, wie sie bei Covid-19 beobachtet wurden, stehen in Zusammenhang mit chronisch entzündlichen Prozessen im Körper. Wenn es gelingt, bioaktive Inhaltsstoffe in Fruchtsäften nachzuweisen, die die Sekretion entzündungsfördernder Botenstoffe wie Zytokine hemmen oder deren Bildung verhindern, wäre dies ein bedeutender Nachweis für den gesundheitlichen Mehrwert von Fruchtsaftkonsum bei Entzündungsprozessen.

Im ersten Schritt der Untersuchungen werden Extrakte aus zehn verschiedenen Fruchtsorten auf ihre entzündungshemmenden Eigenschaften untersucht: Rote Traube, Heidelbeere, Holunder, Sauerkirsche, Aronia, schwarze Johannisbeere, Erdbeere, Cranberry, Granatapfel und Apfel. Diese Früchte wurden gezielt ausgewählt, da sie eine Vielzahl sekundärer Pflanzenstoffe enthalten, die in früheren Studien bereits vielversprechende gesundheitliche Effekte gezeigt haben. So sind etwa Heidelbeeren, schwarze Johannisbeeren und Aronia reich an Anthocyanen, während Granatapfel hydrolysierbare Tannine enthält, die für ihre antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt sind. Cranberrys sind eine wertvolle Quelle für Procyanidine, die ebenfalls das Potenzial haben, entzündungsfördernde Prozesse im Körper zu modulieren.

Anschließend erfolgt eine aktivitätsgeleitete Fraktionierung, ein Verfahren, mit der aus komplexen Stoffgemischen gezielt bioaktive Verbindungen isoliert und jeweils auf ihre biologische Aktivität getestet werden. Auf diese Weise lassen sich die wirksamsten Inhaltsstoffe aus den zwei vielversprechendsten Fruchtextrakten isolieren und charakterisieren. Die Auswahl der zwei wirksamsten Extrakte erfolgt anhand von Zellmodellen, in denen bestimmte Immunzellen – sogenannte Monozyten – gezielt stimuliert werden, um eine Entzündungsreaktion auszulösen. Die Wirkung der Fruchtextrakte wird anhand der Freisetzung entzündungsfördernder Marker, wie Interleukine und andere Zytokine, gemessen. Ziel ist es, herauszufinden, welche bioaktiven Substanzen tatsächlich für die beobachteten Effekte verantwortlich sind und ob sie sich gezielt für eine gesundheitliche Anwendung nutzen lassen.

Abschließend werden die Ergebnisse in einer Humanstudie überprüft, um deren tatsächlichen Effekt im menschlichen Organismus zu belegen: Die zuvor identifizierten bioaktiven Verbindungen werden in einem realistischen Anwendungsszenario untersucht und die Erkenntnisse dadurch abgesichert.

Für die Fruchtsaftindustrie sind die Forschungsergebnisse von besonderer Bedeutung: Der wissenschaftlich fundierte Nachweis entzündungshemmender Eigenschaften kann dazu beitragen, das Image von Fruchtsaft als wertvollen Bestandteil einer gesunden Ernährung zu stärken. Darüber hinaus können neue Erkenntnisse den Unternehmen die Möglichkeit bieten, ihre Produktionsprozesse gezielt auf den Erhalt bioaktiver Inhaltsstoffe auszurichten und innovative Produkte mit gesundheitlichem Mehrwert zu entwickeln. Gerade für kleinere Hersteller, die häufig nicht über eigene Forschungskapazitäten verfügen, ist der Zugang zu diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen essenziell, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.


Informationen zum IGF-Projekt 01IF23033N "Einfluss von Extrakten aus Fruchtsäften und deren Inhaltsstoffen auf entzündliche Prozesse"



... ein Projekt der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)
Förderhinweis


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