Projekt des Monats Februar 2022

Food Fraud im Fischhandel minimieren: Anwenderfreundliche DNA-basierte Schnelltests machen’s möglich

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Fisch- und Meeresfrüchte-Fans können sich freuen: Über 800 verschiedene Arten stehen ihnen in Deutschland als Frisch- oder Tiefkühlware zur Auswahl. Fast 90 % des Bedarfs werden aus dem Ausland importiert – davon im Jahr 2020 43 % aus Nicht-EU-Ländern, die zum Teil über geringe Rückverfolgungsstandards verfügen.

Gemäß europäischer Gesetzgebung ist eine exakte Kennzeichnung der Tierart mit Handelsbezeichnung sowie dem wissenschaftlichen Namen erforderlich. Oft beziehen fischverarbeitende Betriebe und Händler die Erzeugnisse bereits bearbeitet, so dass eine visuelle Überprüfung der Artenangabe zur korrekten Kennzeichnung der Waren deutlich erschwert ist. Das Betrugsrisiko ist daher hoch. Entsprechen die eingekauften Waren nicht den auf den Handelspapieren angegebenen Artkennzeichnungen, werden die Unternehmen der Fischwirtschaft gleich doppelt geschädigt: Sie zahlen überhöhte Preise für falsch gekennzeichnete Ware und laufen zudem Gefahr, bei Aufdeckung in Regress genommen zu werden oder Bußgelder zahlen zu müssen.

In einem vorangegangenen, erfolgreich abgeschlossenen Projekt der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) wurde bereits eine DNA-Chip-Methode entwickelt, mit dem die Analysedauer für elf wirtschaftlich bedeutende Fisch- sowie zwei Garnelenarten von mehreren Tagen auf vier Stunden reduziert werden konnte. Die Methode ist aufgrund vieler Einzelschritte jedoch noch zu aufwändig und erfordert die Expertise von ausgebildetem Laborpersonal.

Ziel des aktuellen Vorhabens ist es nun, die entwickelte Analytik zu praxistauglichen und anwenderfreundlichen DNA-basierten Schnelltests weiterzuentwickeln, um die Überprüfung der Fischart bei importierter bzw. eingekaufter Ware in unter vier Stunden zu ermöglichen. Um den unterschiedlichen Anforderungen der fischverarbeitenden Betriebe und Händler entgegenzukommen, werden von dem Forschungsteam aus Kiel und Hamburg drei verschiedene analytische Ansätze verfolgt:
  • Einzelartentest mit schneller Ja/Nein-Antwort für die Vor-Ort-Analytik, beispielhaft für sieben Fischarten (Ziel: max. zwei Stunden),
  • automatisierter Test für Unternehmen mit kleinen Laborkapazitäten, beispielhaft für drei Fischarten (Ziel: max. zwei Stunden),
  • Multiartentest für die Analytik durch Service-Labore für eine Vielzahl an Fischarten (Ziel: max. vier Stunden).
Das Gesamtaufkommen an Fischerei- und Aquakulturerzeugnissen in Deutschland betrug im Jahr 2020 2,1 Millionen Tonnen – immense Mengen, für die Bedarf an einer Authentizitätsprüfung besteht. Dabei ist die fischverarbeitende Industrie in Deutschland stark geprägt von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU). Bei der Entwicklung der DNA-Schnelltests soll besonderes Augenmerk auf eine Anwendbarkeit ohne Laborexpertise und mit geringem technologischem Aufwand gelegt werden, von denen diese Unternehmen besonders profitieren werden.

Denn gerade für KMU stellt die Authentizitätsprüfung eingekaufter Waren ein finanzielles wie organisatorisches Problem dar: Aufgrund der Komplexität der verfügbaren Analysenmethoden sind diese auf externe Dienstleistungslaboratorien angewiesen. Die hohen Kosten verhindern eine breit angelegte Beprobung, so dass davon ausgegangen werden muss, dass Falschkennzeichnungen in vielen Fällen nicht entdeckt werden können. Zudem sind lange Standardanalysezeiten von mehreren Tagen insbesondere bei Frischfisch problematisch; bei kleinen Lagerkapazitäten jedoch auch bei Tiefkühlware.

Die Ergebnisse dieses IGF-Vorhabens ermöglichen eine schnellere und deutlich kostengünstigere Sicherstellung der Authentizität importierter Produkte durch die fischverarbeitende Industrie und den Handel und schieben damit potenziellen Betrügereien beim Fischimport einen Riegel vor.

Informationen zum IGF-Projekt AiF 21952 N "Entwicklung von anwenderfreundlichen DNA-basierten Schnelltests zur Überprüfung der Fischart"


... ein Projekt der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)

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