Ausgezeichnet: Otto von Guericke-Preis für Schnellnachweis von Listerien

Bonn, 13. November 2008
Prof. Martin Loessner, Preisträger des Otto von Guericke-Preises 2008
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Die AiF (Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen) hat den diesjährigen Otto von Guericke-Preis mit einem einstimmigen Votum an Professor Martin Loessner vom Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich verliehen. Er erhält den Preis für das Forschungsprojekt "Verkürzung und Optimierung des Nachweises von Listerien und L. monocytogenes in Milcherzeugnissen", das im Programm zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie via AiF über den Forschungskreis der Ernährungsindustrie (FEI) gefördert wurde.
Verleihung des Otto von Guericke-Preises an Prof. Martin Loessner (l.) durch AiF-Präsident Dr. Thomas Gräbener (r.)

"Die Ergebnisse des Projekts sind von hoher wirtschaftlicher Relevanz. Bereits drei Jahre nach Projektabschluss stehen wir heute, nach der Weiterentwicklung zur Marktreife durch ein deutsches mittelständisches Unternehmen, kurz vor einer weltweiten kommerziellen Verwertung der Ergebnisse" bemerkte Dr. Volker Häusser, Geschäftsführer des FEI, am Rande der offiziellen Preisverleihung, die am 12. November in Darmstadt stattfand.

Zum thematischen Hintergrund:
Krankheitserreger in Lebensmitteln führen immer wieder zu teuren und imageschädigenden Rückrufaktionen. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen können solche Vorfälle schnell existenzbedrohend werden.
Listerien gehören zu den häufigsten Erregern und kommen überall in unserer Umwelt vor. Die Infektion von Menschen mit Listeria monocytogenes wird fast ausschließlich durch kontaminierte Lebensmittel verursacht, besonders durch Milchprodukte und andere zum Rohverzehr gedachte Lebensmittel. Der Nachweis dieser Bakterien in Lebensmitteln dauerte bisher zwischen 5 und 12 Tagen. Insbesondere für Produkte mit kurzer Haltbarkeit ist diese lange Zeitspanne problematisch, da diese bis zum Vorliegen eines Ergebnisses im Betrieb bleiben müssen. Für die Bereitstellung entsprechender Lagerkapazitäten fallen hohe Kosten an. Durch die lange Nachweiszeit besteht zudem das Risiko weiterer Fehlproduktionen.
Der unter Federführung von Professor Loessner entwickelte Schnelltest verkürzt die Nachweiszeit für Listerien auf ein bis zwei Tage. Zunächst wurde für die Separation von Listerien aus Lebensmitteln ein innovatives Verfahren entwickelt, das Teile von Enzymen statt der bisher verwendeten Antikörper einsetzt. Die kleinen zellwandbindenden Proteine werden an mikroskopisch kleine magnetische Partikel gekoppelt, die nach Immobilisierung der Zielzellen auf ihrer Oberfläche mit Hilfe eines Magneten einfach und schnell aus Flüssigkeiten isoliert und in sauberer Form dargestellt werden können. Zum anschließenden Nachweis der isolierten Bakterien kann das Separierungsverfahren mit unterschiedlichen Methoden kombiniert werden. Die neu entwickelten Proteine sind sehr stabil, durch ihre geringe Größe leicht zu handhaben und können preiswert und mit hoher Effizienz hergestellt werden.

Der Preisträger: Martin J. Loessner (Jahrgang 1963) ist seit April 2003 ordentlicher Professor für Lebensmittelmikrobiologie am Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften der ETH Zürich.
Er studierte Biologie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg und an der Wayne State University in Michigan, USA. Nach der Dissertation an der TU München folgten Forschungstätigkeiten an mehreren Universitäten im In- und Ausland. Im Jahr 2000 habilitierte er sich an der TU München.
Die Forschungsarbeiten zu dem Projekt "Verkürzung und Optimierung des Nachweises von Listerien und L. monocytogenes in Milcherzeugnissen" wurden in Kooperation mit der Universität München, Lehrstuhl für Hygiene und Technologie der Milch, Prof. Dr. E. Märtlbauer und Dr. C. Bürk, ausgeführt.

Der Otto von Guericke-Preis der AiF:
Mit dem Otto von Guericke-Preis würdigt die AiF herausragende Leistungen auf dem Gebiet der industriellen Gemeinschaftsforschung kleiner und mittlerer Unternehmen, die sowohl die Forschung als auch die Umsetzung bis zur praktischen Anwendung umfassen. Der Preis wird jährlich zur Vergabe ausgeschrieben und ist mit einer Preissumme von 5.000 Euro dotiert. Er wird an die Forscher verliehen, die die prämierte Arbeit durchgeführt haben und sie in eingehender, für die Forschung werbewirksamer Weise der Öffentlichkeit vermitteln.

Eine ausführliche Darstellung des Forschungsprojekts finden Sie auch in der Ausgabe 4/08 der AiF Innovationen.

Pressekontakt:
Forschungskreis der Ernährungsindustrie e.V. (FEI)
Katrin Jürgensen, PR-Referentin

Tel.: 0228 - 372031
Fax: 0228 - 376150
E-Mail: fei@fei-bonn.de