Projekt des Monats Oktober 2015

Für mehr Zucker in der Rübe: Wissenschaftler rücken Saccharoseverlusten während der Rübenkampagne auf den Leib

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In Deutschland wird Zucker (Saccharose) vor allem aus Zuckerrüben gewonnen: Durchschnittlich 17,5 Prozent Zucker steckt in jeder Rübe direkt nach der Ernte. 32.000 Betriebe bauen hierzulande Zuckerrüben an und liefern diese während der von Mitte September bis Anfang Januar laufenden Rübenkampagne an die Zuckerfabriken. Dort werden 22 Mio. Tonnen Zuckerrüben jährlich zu Streu-, Würfel- oder Puderzucker verarbeitet.

Nur ein Teil der Rüben kann unmittelbar nach der Ernte verarbeitet werden, ein Großteil muss gelagert werden. Während dieser mehrere Wochen andauernden Lagerung der Zuckerrüben kommt es zu Saccharoseverlusten von 0,1 Prozent pro Tag. Umgerechnet resultieren hieraus wirtschaftliche Schäden von deutlich mehr als einer halben Million Euro – pro Tag. Hinzu kommen weitere Verluste und erhöhte Verarbeitungskosten in der Zuckergewinnung durch die Verarbeitung von Lagerrüben.

Die Erforschung von Saccharoseverlusten und erschwerter Verarbeitbarkeit ist sehr komplex. So ist bislang nicht bekannt, inwieweit zum einen übliche physiologische Prozesse während der Lagerung und zum anderen Mikroorganismen aus Lagerfäule die Saccharoseverluste verursachen – doch man geht bei letzterem von einem hohen Ausmaß aus. Zudem sind auch die Ursachen für Lagerfäule bislang nicht hinreichend untersucht.

Vor diesem Hintergrund wurde ein Projekt der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) initiiert, das am Institut für Zuckerrübenforschung Göttingen durchgeführt wird. Ziel ist es, Saccharoseverluste durch mikrobielle Besiedlung nachzuweisen, ihren Anteil zu bestimmen und nachhaltig zu verringern. Zunächst entwickeln die Forscher dafür ein Infektionsassay für die Simulation von Lagerfäule. In einem zweiten Schritt werden die Abbau-Aktivität pflanzlicher und mikrobieller Enzyme, genetische Informationen sowie die Pilzbiomasse im Rübengewebe bestimmt und ausgewertet. Diese Daten ermöglichen die genotypische Unterscheidung von Sorten im Hinblick auf Lagerstabilität und sind somit nicht nur für die Rübenanbauer und die Zuckerindustrie, sondern auch für die Züchtungsunternehmen von größtem Interesse. Weiteres Ziele des Vorhabens sind, das Lagermanagement der Zuckerfabriken zu verbessern und aus den Ergebnissen standortspezifische Maßnahmen abzuleiten.

Angesichts der wirtschaftlichen Tragweite der Lagerstabilität für die gesamte Wertschöpfungskette – von der Züchtung und den Anbau bis zur Ernte und Verarbeitung – werden zahlreiche Unternehmen von den erwarteten Ergebnissen des Vorhabens profitieren können.



Informationen zum Projekt AiF 18041 N "Bedeutung mikrobiell-induzierter Lagerfäule für die Entstehung von Saccharoseverlusten während der Lagerung von Zuckerrüben und Maßnahmen zur Vermeidung" (https://www.fei-bonn.de/gefoerderte-projekte/projektdatenbank/aif-18041-n.projekt)

... ein Projekt der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)

Förderhinweis
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